[freifunk-potsdam] Details zum ersten freien Mobiltelefon
Hi, für alle die sich nicht länger durch proprietäre Telefone und entsprechender Software gängeln lassen möchten. Hier sind die langersehnten Details[0] zum ersten freien Mobiltelefon. Und wie es scheint sind die Zeiten in denen nur kleine Hersteller sporadisch mal freie Hardware entwickelt haben, während die größeren weiterhin ihre 'Linux Kernel + proprietäre Erweiterung'-Strategie verfolgt haben, sind auch bald überstanden. Dazu gibt auch der oben verlinkte Beitrag Auskunft. Ebenfalls lesenswert ist Harald Weltes heutiger Blogeintrag[1]. Und für alle die nicht beim LinuxTag 2007 waren, um den OpenMoko Vortrag zu hören, hier gibts den Audiomitschnitt[2]. Besonders schön fand ich "Hardware für die es keine freien Treiber oder frei verfügbare Spezifikationen gibt, liegen außerhalb unseres Universums." :) Ich finde es total miterleben zu dürfen wie freie Software die Welt verändert. Jede Person die heute freie Software schreibt, übersetzt, dokumentiert, juristisch verteidigt ... und vor allem *benutzt* hat einen Anteil an dieser Entwicklung. Wo ist der Sekt? Gruß Robert [0] - http://lists.openmoko.org/pipermail/announce/2007-June/000013.html [1] - http://gnumonks.org/~laforge/weblog/2007/06/28#20070628-openmoko_update [2] - http://www.digitalwarenmanufaktur.de/pub/linuxtag2007-openmoko.mp3
Hallo Robert, Da Du hier off-topic schreibst (noch gilt: Mobiltelefonie != Freifunk), und da Deine Thesen mich persönlich angehen, gestatte ich mir, ebenfalls off-topic zu antworten. Ich arbeite für Nokia, also einen der "größeren" Anbieter. Wir würden liebend gerne Linux einsetzen, und tun das bereits in etwas experimenteller Form [1]. Auch ist es so, daß wir aktiv Eigenentwicklungen unter Open Source-Lizenz stellen und in den entsprechenden Gremien veröffentlichen [2]. Bei allem Enthusiasmus für open source gibt es für Firmen nennenswerter Größenordnung ein Problem: Das Patentrecht, insbesondere im U.S.-Markt. Wir müssen sehr genau prüfen, welche Patente wir verletzen, wenn wir ein Produkt herausbringen wollen, und dann überlegen, ob eine Offenlegung der Quellen ein Risiko darstellt. Für einen Hobby-Entwickler oder eine kleine Firma stellt dies im Normalfall kein Risiko dar, weil diese nicht in das Beuteschema von Patenthaien fallen (nichts zu holen), aber für uns wäre es teuer, dies zu ignorieren [3] [4] Du kannst davon ausgehen, daß "freie" Telefon-Software die gleiche Klagewelle erleben wird wie seinerzeit BSD und jüngst Linux, sobald viel Geld im Spiel ist. Und die Standards, nach denen ein Telefon funktioniert, sind anders als ein generisches OS komplett durchpatentiert. Für Nokia wäre die Welt schöner, wenn alles open Source wäre: Wir könnten einfach hübsche Geräte bauen und uns auf die Integration von Hard- und Software konzentrieren. Das verstehen wir, und hätten dabei wesentlich geringere R&D-Kosten. Leider funktioniert das so noch nicht [5]. Gruß, Daniel [1] http://www.nokia.de/de/mobiltelefone/modelluebersicht/n800/ startseite/247844.html [2] http://www.heise.de/open/news/meldung/mail/88544 [3] http://www.groklaw.net/index.php [4] http://www.heise.de/newsticker/meldung/90853 [5] http://www.nosoftwarepatents.com/en/m/intro/index.html Am 28.06.2007 um 17:45 schrieb Robert Schuster:
während die größeren weiterhin ihre 'Linux Kernel + proprietäre Erweiterung'-Strategie verfolgt haben, sind auch bald überstanden.
Hi Daniel, das Neo1973 welches ab Oktober zu haben sein soll (wenn alles gut geht) enthält einen Atheros WLAN-Chip ( => OLSR, BATMAN) und einen GPS-Empfänger (=> FreifunkMap). Wir könnten damit die ersten Nodes haben, die die Änderungen ihrer Lage selbst mitteilen können. :) Daniel Knauth schrieb:
Hallo Robert,
Da Du hier off-topic schreibst (noch gilt: Mobiltelefonie != Freifunk), und da Deine Thesen mich persönlich angehen, gestatte ich mir, ebenfalls off-topic zu antworten.
Ich arbeite für Nokia, also einen der "größeren" Anbieter. Wir würden liebend gerne Linux einsetzen, und tun das bereits in etwas experimenteller Form [1]. Ganz recht. Das N770/N800 ist genau so ein Produkt nach dem Schema 'Kernel + proprietäre Erweiterungen' und es enthält noch nichtmal ein GSM-Modul ...
Auch ist es so, daß wir aktiv Eigenentwicklungen unter Open Source-Lizenz stellen und in den entsprechenden Gremien veröffentlichen [2]. Ja, das finde ich auch sehr gut und würde es gar nicht ankreiden. Das ist allerdings eine sehr junge Presseankündigung und in vorherigen Releases von Maemo (<3.0) waren zum Beispiel Userspace-Anwendungen wie das Softwarekeyboard proprietär. Natürlich musste sich das ändern, wenn maemo auch auf anderer Hardware laufen soll .. :)
Bei allem Enthusiasmus für open source gibt es für Firmen nennenswerter Größenordnung ein Problem: Das Patentrecht, insbesondere im U.S.-Markt. Wir müssen sehr genau prüfen, welche Patente wir verletzen, wenn wir ein Produkt herausbringen wollen, und dann überlegen, ob eine Offenlegung der Quellen ein Risiko darstellt. Du nennst hier eine der kränklichsten Entwicklungen des Patentsystems: Firmen wissen, dass sie Patente verletzen, versuchen das aber durch Nichtherausgabe der Quellen zu verschleiern (ATI & Nvidia verdächtigt man auch dieser Herangehensweise).
Mal als Beispiel: Wenn ich einen Webshop mit elektronischen Einkaufskorb besitze, dann verletze ich das unsägliche Patent auf jenen, ganz egal, ob mein Webshopquellcode frei ist oder nicht.
Du kannst davon ausgehen, daß "freie" Telefon-Software die gleiche Klagewelle erleben wird wie seinerzeit BSD und jüngst Linux, sobald viel Geld im Spiel ist. Und die Standards, nach denen ein Telefon funktioniert, sind anders als ein generisches OS komplett durchpatentiert. Die Klagen gegen BSDI[0] und IBM (wegen Linux) wurden aufgrund vermeintlicher Copyrightverletzungen geführt. Copyright != Patentrecht.
Auf dem GSM-Modul im Neo1973 läuft ein separates proprietäres Betriebssystem (ganz wie es die GSM Association wünscht). Es kommuniziert mit dem Linux-System über eine serielle Schnittstelle mit AT-Befehlen. Außerdem läßt es sich abschalten (was aus Kreisen des CCC viele freut ;) ). Es gibt ein paar[1] Firmen die sich mit der Thematik 'freies Mobiltelefon' als Gesamtkonzept zu befassen. Also scheint mir die Denke 'es wird auf jeden Fall Klagen geben' nicht überall akzeptiert zu sein. FIC, so heißt es, ist in Asien schon ein gewichtiges Unternehmen. Aus den Webblogs von Sean, Harald et al kann man entnehmen, das sich FIC vor allem wegen starken Resonanz von seiten der *Industrie* entschieden hat, dem ursprünglich kleinen OpenMoko Projekt (das Neo1973 ist zB. ein Design aus einem anderen gestoppten Projekt) eine vordere Priorität einzuräumen. Nokia sagt "geht nicht", andere sagen "geht doch". Wir haben alle keine Wahrsagekugel, also wäre ich dafür einfach abzuwarten. Ich finde es einigermaßen amüsant, dass mit dem iPhone ein von der Philosophie her dem Neo1973 komplett entgegenstehendes Telefon herauskommt. Lassen wir es krachen würde ich sagen. :)
Für Nokia wäre die Welt schöner, wenn alles open Source wäre: Wir könnten einfach hübsche Geräte bauen und uns auf die Integration von Hard- und Software konzentrieren. Das verstehen wir, und hätten dabei wesentlich geringere R&D-Kosten. Leider funktioniert das so noch nicht [5]. Gut das du darauf zurück kommst. Ich weiß nicht, ob Nokia seitdem ihre Position[2] zu Softwarepatenten geändert hat. Die Gegner der der letzten Patentdirektive waren ganz froh, dass diese schlußendlich nicht akzeptiert wurde - Nokia war jedoch für sie.
--- Wollen wir diesen Thread nicht lieber auf eine andere ML verschieben? Zum Beispiel auf fsfe-de@fsfeurope.org. Da sind Themen rund um Softwarepatente und SW-Urheberrecht genau richtig. Mich würde es wirklich interessieren, wie freie Software und Patente aus Sicht der Industrie bewertet und behandelt werden. Gruß Robert [0] - http://wiki.bsdforen.de/index.php/BSD-Geschichte [1] - http://lipsforum.org/index.php?option=com_content&task=view&id=43&Itemid=165 [2] - http://www.heise.de/newsticker/meldung/55621
[1] http://www.nokia.de/de/mobiltelefone/modelluebersicht/n800/ startseite/247844.html [2] http://www.heise.de/open/news/meldung/mail/88544 [3] http://www.groklaw.net/index.php [4] http://www.heise.de/newsticker/meldung/90853 [5] http://www.nosoftwarepatents.com/en/m/intro/index.html
Am 28.06.2007 um 17:45 schrieb Robert Schuster:
während die größeren weiterhin ihre 'Linux Kernel + proprietäre Erweiterung'-Strategie verfolgt haben, sind auch bald überstanden.
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On Friday, 29. June 2007 02:39, Daniel Knauth wrote:
Bei allem Enthusiasmus für open source gibt es für Firmen nennenswerter Größenordnung ein Problem: Das Patentrecht,
Hat sich diese Erkenntnis auch schon in der Patentabteilung von Nokia rumgesprochen? Nokia war zu Zeiten der geplanten Softwarepatent-Richtlinie ein starker Verfechter der Kommissionslinie, die Softwarepatente ins Gesetz geschrieben hätte. Siehe z.B. http://www.eurim.org.uk/activities/ipr/0404ceo.pdf Wenn Nokia sich nun dem Kampf gegen Softwarepatente anschließen möchte, bitte Bescheid geben. :) Ich befürchte aber, dass sie nur langsam lernen: http://www.digitalmajority.org/forum/t-7488/itre-committe-to-vote-on-rand-st... Viele Grüße, Stephan -- FFII.de http://www.ffii.de/
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